Diebold Schillings Spiezer Bilderchronik

Das Stundenbuch des Lorenzo de‘ Medici wurde 1492 im Inventar des Renaissancefürsten genannt. Es erhielt den Zusatztitel „für Frauen“, weil es wahrscheinlich als Hochzeitsgeschenk für die Töchter des Fürsten in Auftrag gegeben wurde. Die Illustration des Werkes wird Francesco Rosselli zugeschrieben. Die kleine Handschrift ist ein Höhepunkt in der kostbaren Buchsammlung der Familie Medici.

Das Stundenbuch des Lorenzo de Medici

Die handschriftlichen, illuminierten Codices der italienischen Renaissance zählen zu den höchsten Errungenschaften der europäischen Buchkunst im Mittelalter. Die unvergleichlich hohe Qualität und künstlerische Raffinesse italienischer Buchkünstler jener Epoche beeinflusste Künstler weltweit und setzte neue Maßstäbe. Besonders am Hofe des berühmten Renaissancefürstentums der Medici entstanden Werke, die in ihrer atemberaubenden Gestaltungsvielfalt unerreicht blieben. Der Kunstliebhaber Lorenzo di Medici gab einige literarische Meisterwerke in Auftrag, die heute zu den größten Buchschätzen der Welt zählen. Unter diesen Werken befindet sich auch sein Stundenbuch, das 1492 als sogenanntes „Stundenbuch der Frauen“ im Inventar des Fürsten aufgelistet wurde. Das kleine Schmuckstück im Format von nur 10 cm auf 15 cm ist mit neun ganzseitigen, aufwendig gerahmten Bildern verziert.

Ein kostbares Juwel

Lorenzo de Medici gab das kleine Büchlein, das laut seinem Zusatztitel für Frauen bestimmt war, sehr wahrscheinlich als Hochzeitsgeschenk für seine Töchter in Auftrag. Die Gestaltung des Werkes wird dem berühmten italienischen Buchkünstler Francesco Rosselli zugeschrieben. Der Renaissancekünstler arbeitete als Kupferstecher, Miniator, Kartograf und Maler und war neben Francesco di Antonio del Chierico der berühmteste Vertreter der Florentiner Schule. Jede der 233 Textseiten der Handschrift ist mit einem hochwertigen dekorativen Element geschmückt. Schon der außergewöhnliche Einband des Buches lässt das Herz jedes Kunstliebhabers höherschlagen. Er besteht aus violettem Samt, welcher mit Beschlägen und Eckbeschlägen aus ziseliertem vergoldetem Silber versetzt wurde und auf dem Vorder- und dem Rückdeckel mit einem großen Lapislazuli und vier Rosenquarzen besetzt wurde.

Durchdachtes Bildprogramm

Die Miniaturen des Werkes sind ein Spiegel des hohen Grades der Kunst, den die italienische Renaissance zum Zeitpunkt seiner Entstehung erreicht hatte. Alles in dieser Handschrift weist auf eine prestigereiche Herkunft und einen ebensolchen Adressaten hin – vom Einband zur gestochen schönen Schrift, bis zur wohldurchdachten Zusammenstellung der Miniaturen. Die Seiten des Buches, auf denen der schriftliche Text dominiert, sind mit reich ausgeschmückten Initialen und Friesen dekoriert. Die ganzseitigen Bilder, die biblische Szenen und Motive darstellen, erinnern in ihrer hohen Qualität an die weltberühmten Bilder großer Renaissancemaler wie Botticelli oder da Vinci. Sie sind eingerahmt von reich verzierten Kränzen und Blumengirlanden und alle Bilder sind nach den strengsten Harmonieregeln der Buchkunst auf der Seite angeordnet. Der kostbare Codex wird heute in der Vermächtnisbibliothek des Lorenzo de Medici in Florenz aufbewahrt.

Zusätzliche Informationen

Art

Datum

Vor 1492

Herkunftsland

Sprache

Latein