,

Die eidgenössische Chronik des Wernher Schodoler

Die Eidgenössische Chronik des Wernher Schodoler ist eine umfassende dreibändige illustrierte Chronik, die als Meilenstein der Schweizer Geschichtsschreibung gilt. Als textliche Grundlage für dieses ehrgeizige Projekt dienten frühere Stadtchroniken, die hier kritisch überarbeitet wurden. Ihre Illustrationen zeigen Landschaften in für das Mittelalter völlig neuartigen Perspektiven und dokumentieren zugleich in der Buchkunst den Übergang zur Renaissance. Die Chronik befasst sich in erster Linie mit der Entwicklung der Eidgenossenschaft, wobei der Schwerpunkt auf jenen Kriegen des Spätmittelalter liegt, die ihren Ruf für militärische Erfolge sowie ihre Unabhängigkeit vom Heiligen Römischen Reich begründeten. Gleichzeitig sind die 130 Federzeichnungen eine wertvolle Quelle für das Alltagsleben in der Schweiz in dieser Zeit mit vielen Details, die das dreibändige Werk zu einer umfassenden historischen Quelle und einem Kunstwerk machen.

Eidgenössische Chronik des Wernher Schodoler

Die wohl bedeutendste Bilderchronik der Schweiz stammt vom Schriftsteller und Buchmaler Wernher Schodoler. Dieser orientierte sich für sein Werk an vorherigen Chroniken, hauptsächlich an der Berner Chronik von Diebold Schilling. Die Eidgenössische Chronik besteht aus drei Teilen. Im ersten Band wird die Geschichte der Eidgenossenschaft bis zum Konzil von Konstanz im Jahr 1415 geschildert. Der zweite Band behandelt die Geschichte des Alten Zürichkrieges und ist mit zahlreichen farbigen Illustrationen geschmückt. Der dritte Band beschäftigt sich mit dem Mühlhausenkrieg, dem Burgunderkrieg, dem Schwabenkrieg und den italienischen Feldzügen. In diesem Teil sind farbige Zeichnungen enthalten, die eine völlig neuartige Qualität besitzen, welche den Weg vom Mittelalter in die Renaissance verdeutlicht.

Wernher Schodoler verwicklicht seinen eigenen Traum

Der Chronist Schodoler, welcher 1490 in der Schweizer Stadt Bremgarten zur Welt kam, entsprang einem hoch angesehenen Familiengeschlecht. Seine Vorfahren leisteten der städtischen Gemeinde stets treue Dienste. Er selbst war zu Beginn des 15. Jahrhunderts in der Berner Kanzlei tätig, wo er Einblick in die Politik und die kostbaren Chroniken der Stadt hatte. Außerdem nahm er selbst an mehreren kriegerischen Auseinandersetzungen seiner Heimat teil. Er verfasste seine Eidgenössische Chronik nicht auf Wunsch eines Auftraggebers hin, sondern erfüllte sich damit seinen ganz eigenen Wunsch, nämlich die glorreichen kriegerischen Geschehnisse und auch das alltägliche Leben in seiner Heimat für seine Hinterbliebenen festzuhalten.

Geschichte, kritisch dokumentiert

Schodoler verwendete in seiner großen Chronik als Vorlagen die Chroniken anderer Schweizer Schriftsteller, vor allem stütze er sich auf die Werke von Etterlin und Diebold Schilling. Er übernimmt diese Chroniken jedoch nicht kommentarlos, sondern bearbeitet die Vorlagen kritisch, lässt unwichtige Passagen aus oder verändert sie nach seinem eigenen Urteil. Er scheut sich nicht, seine Meinung öffentlich zu machen, auch wenn diese seinen Vorgängern widerspricht. Desweiteren hat er eigene Aufsätze zum staatlichen und alltäglichen Leben seiner Heimat hinzugefügt und macht das Werk damit zu einer umfangreichen Geschichtsquelle.

Aufbruch in ein neues Zeitalter

Kunstgeschichtlich von großer Bedeutung sind die Illustrationen, die sich in den drei Bänden der Chronik wiederfinden. Im ersten Teil sind farbige Ausschmückungen noch spärlich eingesetzt, aber schon der zweite Band ist mit 130 farbigen Federzeichnungen und goldenen Initialen ausgestattet. Schodoler selbst gehörte wohl zu den hieran beteiligten drei Buchmalern. Den Künstlern ist es gelungen, ihre scharfen Beobachtungen der Umgebung in atmosphärisch dichten und überraschend realistischen Miniaturen festzuhalten. Im dritten Band sind 196 Federzeichnungen in Sepia vorhanden, welche von einem unbekannten und höchst talentierten Buchmaler stammen. Der Künstler stellt seine Landschaften in einer völlig neuartigen Perspektive dar, er verleiht ihnen Weite und Tiefe, was im Mittelalter unüblich war. Auch die Darstellungen der Menschen, die sich dem Text entsprechend, zumeist in kriegerischen Situationen befinden, sind von einer neuartigen Qualität. Die Menschenfiguren, die Krieger und Künstler in sich vereinen sollen, zeigen eine neue Denkweise, die den** Weg vom Mittelalter in die Renaissance** dokumentiert.

Zusätzliche Informationen

Art

Datum

1510

Herkunftsland

Sprache

Deutsch