Croy-Gebetbuch

Das Croy-Gebetbuch, das zwischen 1510 und 1520 in Brügge entstand, enthält so viele kleine dekorative Bilder am Rande, sogenannte Drolerien, dass es als Buch der Drolerien bekannt wurde. Fantastische Randverzierungen oder Vignetten, die fabelhafte Mischwesen aus Menschen, Tieren und Pflanzen darstellen, werden auch als Grotesken bezeichnet. Mit über 200 Drolerien ist das Croy-Gebetbuch ein einzigartiger Buchschatz, der jeden Betrachter mit seinen prachtvollen Illustrationen, zu denen auch 58 prächtige Miniaturen gehören, verzaubert. Diese Schatztruhe der spätmittelalterlichen Buchmalerei ist das Werk einiger der größten Meister der Gent-Brügger Schule: Gerard Hohenbout und Simon Bening sind für den größten Teil des Dekors der Handschrift verantwortlich, haben aber auch mit dem weltberühmten Tafelmaler Gerard David für die kunstvolle Gestaltung des Werks zusammengearbeitet.

Das Croy-Gebetbuch

Das im 16. Jahrhundert entstandene Croy-Gebetbuch trug ursprünglich den Namen „Buch der Drôlerien“. Mit Drôlerien wird ein ganz bestimmter, für illuminierte Manuskripte des Spätmittelalters üblicher Bildtypus bezeichnet, welcher im Croy-Gebetbuch zur höchsten Vollendung kam. Drôlerien sind fantasievolle Randverzierungen, in welchen fabelähnliche Mischwesen aus Mensch und Tier oder Pflanze dargestellt sind. Neben den über 200 faszinierenden Drôlerien ist das Croy-Gebetbuch zusätzlich mit 58 farbenprächtige Miniaturen in höchster Qualität, mit 12 Kalenderminiaturen und unzähligen Goldapplikationen geschmückt. Das Gebetbuch entspricht in seiner inhaltlichen Konzeption dem im Mittelalter weit verbreiteten Stundenbuch, welches zum stillen Gebet und zur privaten Andacht genutzt wurde.

Ein Buch für adlige Häuser

Es ist bis heute nicht genau nachgewiesen, wer das Croy-Gebetbuch in Auftrag gab und finanzierte. Vermutlich handelte es sich dabei um eine nicht näher bekannte Dame des Hofes zu Habsburg-Burgund. Der Titel „Croy-Gebetbuch“ geht zurück auf einen Namenseintrag des französischen Adligen Guillaume de Croy auf einer Seite des Manuskripts. Die Familie de Croy pflegte ausgezeichnete Beziehungen zu den Burgunderherzögen Johann Ohnefurcht und dessen Sohn Philipp dem Guten. Die de Croys gehörten zu den wohlhabendsten und mächtigsten Familien von Burgund und das kostbare Gebetbuch stellte den größten Schatz in ihrer privaten Buchsammlung dar. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts erwarb Prinz Eugen von Savoyen das wertvolle Werk für seine Bibliothek, welche in jener Zeit zu den umfangreichsten Buchsammlungen der Welt gehörte und im Jahr 1738 in den Besitz Kaiser Karls VI. überging. Das Croy-Gebetbuch war stets einer der absoluten Höhepunkte der kaiserlichen Sammlung.

Miniaturkunst aus Brügge

Die beiden größten Meister der renommierten Gent-Brügger Schule fertigten die Miniaturen des Croy-Gebetbuches an. Gerard Hohenbout und Simon Bening erstellten die ganzseitigen Bilder der Handschrift und dekorierten die Buchränder mit den einzigartigen Drôlerien. Die beiden Meister hielten bei der kunstvollen Ausgestaltung des Werkes Absprache mit dem weltberühmten Tafelmaler Gerard David. Einige Details über die Entstehung des Manuskripts konnten bis heute nicht aufgeklärt werden. Es steht fest, dass das Werk nicht in einer einzigen Werkstatt angefertigt wurde, sondern die prächtige Ausgestaltung des Meisterwerkes in mehreren Arbeitsschritten und an verschiedenen Orten durchgeführt wurde. Die raffinierten Darstellungen zeugen von der unglaublichen Vorstellungskraft und Gestaltungsfreude der beiden Hauptmeister, welche von Künstlern aus anderen Werkstätten unterstützt wurden. Der komplizierte, noch nicht ganz erforschte Herstellungsprozess trägt zum besonderen Reiz des Croy-Gebetbuches bei.

Additional information

Art

Datum

1510

Herkunftsland

Sprache

Latein