Gaston Phoebus – Das Buch der Jagd

Das Buch der Jagd gehörte zu den beliebtesten Werken des Mittelalters: Es wurde zwischen 1387 und 1389 von Gaston Phoebus, einem französichen Grafen verfasst und in zahlreichen Abschriften verbreitet. Behandelt wird darin das weite Feld der Jagd, ihre Techniken, der Umgang mit Tieren und vieles mehr. Am Hofe Philipps des Kühnen entstand im Jahr 1407 die schönste und prächtigste Abschrift. Sie ist mit 87 unfassbar schönen Miniaturen aus dem Atelier des Bedford-Meisters versehen. Der Bedford-Meister gehört zu den begabtesten und berühmtesten Buchmalern des Mittelalters. Heute befindet sich die prachtvolle Handschrift in der Morgan Library in New York.

Gaston Phoebus – Das Buch der Jagd

In den Jahren 1387 bis 1389 verfasste der Graf von Foix und Vicomte von Béarn, genannt Gaston Phoebus, ein ausführliches Buch über die Jagd und widmete es 1389 seinem Jagdgenossen Phillip dem Kühnen. Das „livre de la chasse“, so der französische Titel des Werkes, ist heute in insgesamt 44 Abschriften überliefert. Als eine der herausragendsten Reproduktionen dieser Handschrift wird das Exemplar der Morgan Library in New York betrachtet. Das Buch der Jagd ist ein interessantes kulturgeschichtliches Zeitzeugnis und besaß eine so große naturwissenschaftliche Relevanz, dass es bis ins 19. Jahrhundert als Lehrbuch genutzt wurde. Die informative Handschrift ist unfassbar reich geschmückt mit insgesamt 87 lebendigen, opulent mit Blattgold und Pinselgold versehenen Miniaturen. Zusätzlich zu den großformatigen Miniaturen ist das Werk mit etwa 126 großen, fantasievollen Initialen in prächtiger Farbenvielfalt illustriert.

Die Naturkunde des Mittelalters

Der begeisterte Jäger Gaston Phoebus beschrieb in seinem Manuskript die Jagd und die dazugehörenden Tätigkeiten in großer Ausführlichkeit. Allerdings handelt das Werk nicht nur von den gängigen Formen der Jagd. Durch seine ausgeprägten Beobachtungen verschiedener Tiergattungen gelang es Gaston, lange vor der Zeit empirischer Wissenschaften ein maßgebliches Meisterwerk der mittelalterlichen Naturkunde zu verfassen. Das Buch der Jagd wurde bald zu einem der meistgelesenen und weit verbreitetsten Bücher der Gotik. Am französischen und am burgundischen Hof wurde es nicht nur als Naturstudie und Lehrbuch betrachtet, sondern auch als Kunstwerk. Zahlreiche Künstler versuchten, die sagenhaft genauen Schilderungen des Buches in hochwertige Miniaturen umzuwandeln. Die Meister der Bedford-Werkstatt erreichten dabei das mit Abstand höchste Niveau. Ihre illuminierte Handschrift wird von der Forschung zu den schönsten Manuskripten des Mittelalters gezählt.

Meisterarbeit aus dem Atelier Bedford

Herzog Philipp der Kühne, dem die Originalhandschrift gewidmet war, beauftragte die begabtesten Künstler von Paris mit der Neubearbeitung seines Buches. Die Künstler aus dem Atelier des berühmten und hoch angesehenen Bedford-Meisters schufen Miniaturen von überraschender und frischer Lebendigkeit. Charakteristisch für ihren Stil ist insbesondere ein einzigartiger Umgang mit plastischen Formen und Gesichtern wie auch der weichschwingende Faltenwurf. 87 außergewöhnliche Miniaturen illustrieren das Manuskript. Die aufregenden Bilder in leuchtend frischen Farben auf prächtigem, verschieden bearbeitetem Goldgrund versetzen jeden Betrachter in Staunen. Liebevolle Tier- und Naturstudien und wirklichkeitsgetreuen figürlichen Szenen überzeugen ebenso wie der sensible Umgang mit Farbe. Besonders erstaunt die gekonnte Umsetzung von Tiefe und Plastizität in den Bildern. Eine solch perspektivische, dreidimensionale Malerei war für die Kunst des Mittelalters wahrhaft revolutionär. Keine weitere Fassung des Buches der Jagd kann sich mit diesem hohen Niveau der Buchmalerei messen.

Zusätzliche Informationen

Art

Datum

1407

Herkunftsland

Sprache

Französisch