Die Bilderchronik des Schweizers Benedikt Tschachtlan ist die erste illustrierte deutschsprachige Stadtchronik und entstand etwa um 1470. Tschachtlan selbst gestaltete die 230 meist ganzseitigen, farbenfrohen Illustrationen, die sowohl Szenen aus dem Leben großer Staatsmänner zeigen, als auch das alltägliche Leben der kleinen Leute wiedergeben. Tschachtlan ebnete mit seinem Werk den Weg für zahlreiche berühmte Nachfolger.
Die Schweizer Eidgenossenschaft, wie sie im 15. und 16. Jahrhundert existierte, brachte zahlreiche bekannte Namen der deutschsprachigen Buchkunst hervor. Einige der berühmtesten und einflussreichsten Weltchroniken entstammen dieser Zeit. Die erste dieser Chroniken ist die Bilderchronik des Benedikt Tschachtlan. Das Werk ist eine verlässliche und abwechslungsreiche Quelle für kulturgeschichtlich Interessierte. In Wort und Bild wird vom alltäglichen Leben auf dem Land und in der Stadt, aber auch von kriegerischen Ereignissen in und um die Heimatstadt des Autors, nämlich Bern, berichtet.
Benedikt Tschachtlan, ein dem Dienst stets treu ergebener Staatsmann, berichtet in seiner Chronik von den Vorgängen in seiner geliebten Stadt Bern. Dabei beruhen seine Aussagen auf Vorgängerwerken von Konrad Justinger und Hans Fründ, welche bis dahin keine große Beachtung fanden. Zusammen mit Heinrich Dittinger, einem befreundeten Berner Politiker, erschuf Tschachtlan eine Geschichte seiner Stadt, in der er alles Negative ausgeblendet hat und sich lediglich auf alltäglich Szenen des Stadtlebens, zum Beispiel Gerichtsszenen, sowie auf ruhmreiche kriegerische Aktionen beschränkt. Tschachtlan und Dittinger bezeichnen sich im Nachwort des Werkes als Autoren und schreiben, dass sie ihre Chronik 1470 beendeten.
Die Chronik Tschachtlans ist das erste Werk seiner Art, da nie zuvor eine Weltchronik mit Bildern illustriert wurde. Der junge Diebold Schilling, der wohl bekannteste Schweizer Chronist, verwendete Tschachtlans Buch als Grundlage für sein eigenes Erstlingswerk. Man kann sogar davon ausgehen, dass er an der Erstellung des Codex beteiligt war. Tschachtlan und Dittling verfassten ihre Chronik nicht für einen bestimmten Auftraggeber, es war ihr Privatwerk.
Für die 230 überwiegend ganzseitigen, farbigen Illustrationen des Buches zeichnet Tschachtlan selbst verantwortlich. Die Bilder zeugen von einer frischen und unbekümmerten, künstlerisch reizvollen Machart. Sie zeigen eine erstaunliche Vielfalt von Szenen des Lebens im mittelalterlichen Bern, beispielsweise sind Waffen und die übliche Bekleidung zu sehen, Kampf- und Belagerungssituationen sind dargestellt, auch das Lagerleben der Berner Soldaten wurde illustriert. Das Leben großer Staatsmänner und einfacher Landleute ist bis ins kleinste Detail festgehalten, die Bilder zeigen Städte und Schlösser und vor Allem die erfolgreichen Feldzüge und Eroberungen jener Zeit malte der Künstler in prächtigster Farbenvielfalt und Genauigkeit. So schafft es das Zeitzeugenwerk, seine Leser noch heute für sich zu begeistern.
Art | |
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Datum | 1470 |
Herkunftsland | |
Sprache | Deutsch |